Ein akuter Mangel an Vitamin C führt mit der Zeit zu Skorbut, einer Vitaminmangelkrankheit, die bei dauerhaftem Fehlen von Vitamin C in der Nahrung, auftritt. Ein akuter Vitamin C-Mangel und die Vitamin-C-Mangelerkrankung Skorbut sind in Industrieländern heutzutage allerdings selten. Mangelerscheinungen treten außerdem nur auf, wenn dem Körper über viele Wochen (nach ca. 2 bis 4 Monaten) täglich weniger als ca. 10mg Vitamin C zugeführt werden. Bis zum Ende des 18 Jahrhundert erkrankten allerdings viele Seeleute, aufgrund langer Seereisen mit geringer oder garkeiner Vitamin C-Zufuhr, an Skorbut.1 2
Was sind die Symptome eines Vitamin C-Mangels (Skorbut)?
Die Symptome und Beschwerden von Skorbut treten teilweise erst nach Monaten des Vitamin C-Mangels auf, dabei können z.B.:
- Entzündungen des Zahnfleisches, Zahnfleischbluten, Zahnfleischwucherung, Zahnlockerungen und (im späteren Verlauf) zu Zahnausfall,
- Schwaches Immunsystem,
- Anfälligkeit gegenüber Infektionskrankheiten,
- Müdigkeit, Unzufriedenheit („mürrisch“), Unwohlsein und Erschöpfung,
- Hautprobleme (z.B. Hyperkeratose – übermäßige Verhornung der Haut), Hautentzündungen und Hautblutungen (z.B. Petechien, Ekchymose und Purpura),
- Trockene, faltige Haut (da Vitamin ein Antioxidans ist und die Haut vor freien Radikalen schützt),
- Schlechter Wundheilung,
- Schwellungen,
- Prellungen,
- Korkenzieherhaare (hyperkeratotische Haarfollikel),
- Einblutungen der Zunge,
- Blutungen im Bereich der Haarfollikel,
- Nasenbluten,
- Eisenmangelanämie (als Folge einer erhöhten Blutung),
- Muskelschwund,
- Knochenschmerzen (durch Blutungen unter der Knochenhaut),
- Bewegungseinschränkung, Schonhaltung, zum Teil Hinken (durch die Knochenschmerzen),
- Gelenkentzündungen,
- Gewichtszunahme (höhere Körperfettmengen, insbesondere Bauchfett, da Vitamin C an der Energiegewinnung durch Fett beteiligt ist),
- Hohes Fieber,
- Starker Durchfall,
- Plötzlicher Schwindel,
- Verminderte Leistungsfähigkeit und Arbeitskraft,
- Sehkraftverlust (durch schnellere Verschlechterung bei altersbedingter Makuladegeneration),
- Depressionen (bei schwerem Skorbut) und
- Herzschwäche (sogar bis zum Tod) auftreten.
Fehlerhafte Biosynthese als Ursache
Die meisten Symptome von Skorbut werden durch eine fehlerhafte Biosynthese des Kollagens verursacht, da Vitamin C ein wichtiger Cofaktor bei der Modifizierung der Aminosäuren Prolin und Lysin zu Hydroxyprolin und Hydroxylysin ist (der sogenannten Hydroxylierung). Bei einer minderwertigen Hydroxylierung werden hingegen nur beschädigte Kollagenmoleküle gebildet, welche dem Körper nicht vollwertig als Strukturprotein dienen können. Depressionen wiederum können mit einer gestörten Bildung von Noradrenalin, sekundär Adrenalin oder Serotonin zusammenhängen, weil deren Bildung durch die Dopamin-ß-Hydroxylase abhängig vom Vitamin C erfolgt (im Falle des (Nor-)Adrenalins).
Bei Säuglingen ist die Erkrankung übrigens auch als Möller-Barlow-Krankheit bekannt. Bei Kindern und Jugendlichen wiederum zeigen sich bei Skorbut verbreiterte und unregelmäßige Wachstumsfugen, häufig mit einer zusätzlichen weißen Linie metaphysär und einer hypodensen „Trümmerfeld“-Zone darunter, die sogenannte „Skorbut-Linie“ (als „hypodens“ werden Bildbereiche bezeichnet mit einer verminderten optische Dichte). Darüber hinaus ist das Knochenalter bei Kindern und Jugendlichen mit Skorbut meistens ein oder zwei Jahre hinter dem biologischen Alter zurück.3 4 5 6 7 8
Wie kann man einen Vitamin C-Mangel behandeln?
Früher, bereits Mitte des 18. Jahrhunderts, stelle ein Chirurg der britischen Marine durch Experimente fest, dass die Vitamin C-Mangelerkrankung Skorbut durch den Verzehr von Zitrusfrüchten oder Säften geheilt werden konnte. Interessanterweise konnte die Wissenschaft hingegen die Ascorbinsäure erst im Jahr 1932 nachweisen.
Heutzutage wird der orale Konsum von 100 bis 500mg Ascorbinsäure, 3x täglich über einen Zeitraum von 1 bis 2 Wochen, zur Behandlung von einem Vitamin-C-Mangel empfohlen, bis die Anzeichen bzw. Symptome verschwunden sind. Therapeutische Dosen von Ascorbinsäure stellen die Funktionen von Vitamin C binnen weniger Tage wieder her und die Symptome und Anzeichen eines Vitamin-C-Mangels bzw. Skorbut verschwinden dadurch für gewöhnlich innerhalb eines Zeitraumes von 1 bis 2 Wochen. Danach sollte eine vollwertige Ernährungspraktik eingehalten werden mit der ein- bis zweifachen üblicherweise empfohlenen Tagesdosis an Vitamin C.9 10 11 12
Vitamin-C-Mangel Prävention
Personen aus den Risikogruppen (siehe Folgetext), wie z.B. Raucher sollten mehr Vitamin C einnehmen, um einem Vitamin-C-Mangel vorzubeugen. Über den Daumen gepeilt liefern etwa fünf Portionen Obst- und Gemüse täglich mehr als 200mg Vitamin C.13
Risikogruppen für einen Vitamin C-Mangel
Bei bestimmten Personen besteht ein höheres Risiko für eine zu geringe Zufuhr an Vitamin C. Dazu zählen insbesondere:
- Raucher und Passivraucher: Aufgrund eines erhöhten oxidativen Stresses konnte bei Rauchern ein niedrigerer Vitamin-C-Spiegel im Plasma nachgewiesen werden. Daher wird empfohlen, dass Raucher 35mg mehr Vitamin C als Nichtraucher benötigen. Darüber hinaus senke regelmäßiges passives Rauchen ebenfalls den Vitamin-C-Spiegel.
- Säuglinge, die mit verdampfter oder gekochter Kuhmilch gefüttert werden: Zum einen enthält Kuhmilch von Natur aus sehr wenig Vitamin C und zum anderen wird durch die Hitze beim Kochen das enthaltene Vitamin C zerstört. Muttermilch und/oder Säuglingsnahrung hingegen liefert genügend Vitamin C.
- Personen mit eingeschränkter Nahrungsvielfalt: Obst und Gemüse liefern zwar viel Vitamin C aber viele andere Lebensmittel enthalten nur geringe Mengen an Vitamin C. Daher empfiehlt es sich auf eine abwechslungsreiche Ernährung zu achten, die den Verzehr von Obst und Gemüse einschließt.
- Personen mit einer gestörten Vitamin-C-Resorption oder bestimmten chronischen Erkrankungen: Einige Erkrankungen erhöhen die vom Körper benötigte Menge an Vitamin C oder verringern die Aufnahme von Vitamin C durch de Körper. Beispielsweise können Personen mit schwerer Darm-Malabsorption, Kachexie, Krebs oder Nierenerkrankungen im Endstadium bei chronischer Hämodialyse einen Vitamin-C-Mangel entwickeln bzw. einen erhöhten Vitamin-C-Bedarf haben.14 15 16 17 18 19 20