Zu einem Vitamin B3 Mangel bzw. Niacin- oder Niacinamid-Mangel kommt es, wenn eine Person nicht genügend davon zu sich nimmt bzw. durch den „Vorläufer“ Tryptophan herstellen kann. Eine schwere des Mangels ist unter dem Namen „Pellagra“ bekannt. Der Begriff „Pellagra“ stammt aus dem italienischen „Pelle Agra“ und bedeutet etwa „raue Haut“. Diese Erkrankung ist in Industrieländern äußerst selten, da die meisten Menschen über Lebensmittel ihren täglichen Bedarf an Vitamin B3 decken. In Ländern wie Afrika, Indien und China kommt es aber immer noch zu Ausbrüchen, insbesondere bei Flüchtlingen sowie Vertriebenen.
Pellagra kann Symptome hervorrufen, die die Haut, das Verdauungssystem, die Schleimhäute (Augen und Nase) und das Nervensystem betreffen. Ohne ärztliche Behandlung entwickelt sich mit fortschreitender Entwicklung eine Magersucht, wodurch Pellagra auch zum Tod führen kann. Durch eine entsprechende Vitamin B3 bzw. Niacin-Supplementierung kann Pellagra aber reversibel sein. Eine Behandlung von Pellagra mit Niacinamid lindert beispielsweise die kutanen Symptome und viele der neurologischen Symptome innerhalb von 48 Stunden. Zu den Symptomen einer Vitamin-B3-Mangelerkrankung bzw. der Pellagra-Erkrankung zählen:1 2 3 4
Mögliche Symptome einer Vitamin-B3-Mangelerkrankung
- Rote, entzündete und gereizte Haut (leichter Vitamin B3 Mangel)
- Hautausschlag (dick, schuppig und pigmentiert), auf der Haut, die dem Sonnenlicht ausgesetzt ist,
- Symmetrische Läsionen,
- Schmerzen, Schwellungen und Reizungen des Mundes oder anderer Schleimhäute (Scheide, Harnröhre),
- Zungenentzündung (Glossitis) bzw. leuchtend rote Zunge (Wunden unter der Zunge oder auf den Lippen),
- Schmerzen und Brennen im Hals,
- Brustschmerzen
- Magenschmerzen,
- Verdauungsbeschwerden,
- Übelkeit,
- Geschwüre im Darm,
- (blutiger) Durchfall und Erbrechen,
- Verstopfung,
- Kopfschmerzen,
- Apathie,
- Schlaflosigkeit,
- Müdigkeit, Erschöpfung,
- Depression,
- Veränderung der Persönlichkeit und der psychischen Gesundheit,
- Kontaktverlust mit der Realität (Psychose),
- Verwirrung,
- Bewusstseinsstörungen,
- Kognitiver Verfall,
- Paranoia,
- Manie,
- Desorientierung und
- Gedächtnisstörungen.5 6 7 8
Manchmal können die Symptome eines Vitamin B3 Mangels als Geisteskrankheit fehldiagnostiziert werden.9
Leichtere Formen eines Vitamin-B3-Mangels
Weniger schwere Fälle eines Vitamin-B3-Mangels können auch weniger schwerwiegende Symptome verursachen, wie:
- gereizte oder gerötete Haut,
- Kopfschmerzen,
- Ermüdungserscheinungen,
- ungeklärte Verdauungsprobleme,
- Stimmungsprobleme (z.B. Angstzustände oder Depressionen),
- Veränderungen im Denken oder in der Konzentrationsfähigkeit,
- Schwindel,
- schwache Zirkulation.10
Einnahme von Niacin (bzw. Niacinamid) und das Krebsrisiko
Die Art und Weise, wie Zellen wachsen, können durch Änderungen der Niacinaufnahme (zu viel/zu wenig) beeinflusst werden. Dies kann mit der Zeit zu zellulären Veränderungen und zu Krebs führen.11
Die Ursachen eines Mangels (Primärer und Sekundärer Vitamin-B3-Mangel)
Nimmt eine Person zu wenig Vitamin B3 oder Tryptophan zu sich, wird von einem Primären Vitamin B3 Mangel gesprochen. Früher war es bei manchen Völkern üblich, dass die Ernährung hauptsächlich aus Mais, Melasse und Salzschweinefleisch bestand. Diese Ernährungsweise war allerdings arm an Niacin/Niacinamid. Kommt es trotz ausreichender Aufnahme von Vitamin B3 oder Tryptophan zu einem Vitamin B3 Mangel, so wird von einem Sekundären Vitamin B3 Mangel gesprochen, welcher durch eine fehlerhafte Resorption des Vitamins verursacht wird. Heutzutage nehmen, vor allem in Industrieländern, die Menschen genügend Niacin/Niacinamid über die Lebensmittel zu sich und es beruhen die Ursachen für einen Mangel vielmehr auf Probleme bei der Resorption von Niacin/Niacinamid bzw. Tryptophan. Ursachen für eine gestörte Resorption sind beispielsweise Alkoholismus, Störungen des Verdauungssystems (z.B. Durchfall), Lebererkrankungen, die Hartnup-Krankheit oder eine länger andauernde Behandlung mit dem Tuberkulose-Medikament (bzw. dem Antibiotikum) „Isoniazid“ Ursachen für einen Niacin-/Niacinamid-Mangel.12 13
Behandlung eines Vitamin-B3-Mangels
Als ideale Behandlungsoption wird die Aufnahme von Vitamin B3 aus einer abwechslungsreichen Ernährung angesehen, da Nahrungsergänzungsmittel Nebenwirkungen verursachen können. Dementsprechend wird Personen mit einem leichten Vitamin-B3-Mangel, welche nur leichte oder kaum nennenswerte Symptome haben (bzw. besorgt darüber sind, dass sie zu wenig Vitamin B3 aufnehmen würden), den Mangel über eine Ernährungsumstellung zu behandeln. Ist der Mangel allerdings so groß, um Pellagra verursachen zu können, reicht eine einfache Ernährungsumstellung nicht aus. Ärzte empfehlen dann eine Behandlung des Vitamin B3 Mangels durch Niacinamid-Mitteln.
Grundlegend wird jeder Person, mit Symptomen eines Vitamin B3 Mangels, empfohlen einen Arzt aufzusuchen und entsprechende Blut- und Urintests oder/und eine detaillierte Anamnese zur Diagnose auszuführen. Bei eindeutigen Symptomen von Pellagra kann ein Arzt diese Tests allerdings auch überspringen und sofort Ergänzungsmittel empfehlen. Bei sofortiger ärztlicher Behandlung ist ein Vitamin B3 Mangel gut behandelbar. Allerdings sollte man einen Vitamin B3 Mangel nicht eigenständig, ohne ärztliche Betreuung behandeln. Viele Menschen, die unter einem Vitamin B3 Mangel leiden, haben oft auch andere Mängel, die auf eine schlechte Ernährung oder Schwierigkeiten bei der Resorption von Vitaminen zurückzuführen sind. Daher ist es empfehlenswert Personen mit einem Vitamin B3 Mangel auch auf möglicherweise weitere Symptome bzw. Mangelerscheinungen zu untersuchen.14
Risikogruppen für einen Vitamin-B3-Mangel (Niacin/Niacinamid-Mangel)
Zu den Risikogruppen für einen Vitamin B3 Mangel zählen insbesondere Menschen die unterernährt sind, weil sie in Armut leben oder Anorexie, Alkohlismus, AIDS, entzündlichen Darmerkrankungen oder einer Leberzirrhose leiden. Weiterhin zählen aber auch Personen mit einer unzureichender Riboflavin-, Pyridoxin- und/oder Eisenaufnahme zu den Personen, die weniger Tryptophan in Niacin umwandeln, womit sie ebenfalls ein höheres Risiko für einen Vitamin B3 Mangel aufweisen. Außerdem gehören Menschen mit der Hartnup-Krankheit bzw. dem Hartnup-Syndrom zu den Personen, die ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin B3 Mangel aufweisen. Bei der Hartnup-Krankheit liegt eine angeborene Transportstörung der meisten Aminosäuren durch die Körperzellen vor. Dementsprechend steht dem Körper, durch diese Erkrankung, auch weniger Tryptophan für die Umwandlung in Vitamin B3 bzw. Niacin zur Verfügung.
Weiterhin gehören Menschen mit einem Karzinoid-Syndrom zu den Risikogruppen für einen Vitamin B3 Mangel. Bei einem Karzinoid-Syndrom wird Tryptophan bevorzugt zu Serotonin oxidiert und nicht zu Niacin metabolisiert. Dementsprechend steht dem Körper auch bei dieser Erkrankung weniger Tryptophan für die Umwandlung in Niacin zur Verfügung.15 16 In einer Studie an Mäusen wurde zudem entdeckt, dass ein Niacin-Mangel durch Geburtsfehler hervorgerufen werden kann. Eine Ergänzung mit Niacin während der Schwangerschaft wirkte diesem Geburtsfehler entgegen. Um einen ähnlichen Nutzen beim Menschen belegen zu können sind allerdings weitere Forschungsarbeiten notwendig.17