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Bedarf an Cholin

Bei dem Bedarf an Cholin gibt es erhebliche individuelle Unterschiede. Diese Unterschiede werden in der Wissenschaft auf die häufige genetische Vielgestaltigkeit (genetische Polymorphismen) zurückgeführt. Als essenzieller Nährstoff wurde Cholin im Jahr 1998 durch das US-amerikanische Institute of Medicine (IOM) offiziell anerkannt, aufgrund seiner wesentlichen Bedeutung für den Körper und die Gesundheit.

Das Deutsche Grüne Kreuz e. V. (DGK) äußert sich übereinstimmend dazu, dass Cholin im eigentlichen Sinne kein Vitamin ist. Es aber ein essenzieller Nährstoff ist, der vom Menschen zwar in kleinen Mengen synthetisiert werden kann, aber hauptsächlich mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Damit der Körper die für seine Gesundheit notwendige Menge an Cholin erhält.

Parallel dazu sei erwähnt, dass Cholin bei adäquater Versorgung des Körpers mit den Aminosäuren, besonders Lysin und Methionin, in ausreichender Menge vom Körper gebildet werden. Es spielt im menschlichen Stoffwechsel allerdings eine weitreichende Rolle, von der Zellstruktur bis zur Neurotransmittersynthese. Dementsprechend wird angenommen, dass ein Cholinmangel Auswirkungen auf viele Erkrankungen hat, wie unter anderem Lebererkrankungen, Atherosklerose oder neurologische Störungen. Bei gesunden Menschen wird der Cholin-Status allerdings routinemäßig nicht gemessen.

Bedarf-an-Cholin-Bild-Gehirn

Cholinkonzentration bei gesunden Menschen

Bei gesunden Menschen ist die Cholinkonzentration im Blutplasma für gewöhnlich zwischen 7 bis 20 µmol/L. Bei nüchternen zwischen 7 und 9,3 µmol/L (gemäß Studie von Holm et al. aus dem Jahr 2003). Aufgrund der Hydrolyse von Membranphospholipiden (einer Cholinquelle) sowie der endogenen Synthese sinkt allerdings der Plasma-Cholinspiegel von Personen, die länger als eine Woche nichts gegessen haben, nicht unter 50%. Damit die Plasma-Cholin-Konzentrationen im Körper über dieses Mindestniveau gehalten werden.

Der Körper hat laut der Forschungsarbeit Zeisel und Costa aus dem Jahr 2009 einen wesentlichen Bedarf an Cholin, aufgrund der Bedeutung von Cholin für eine Vielzahl wichtiger biologischer Funktionen im Körper. Allerdings gilt die Aufnahme von Cholin in der Bevölkerung als nicht optimal.

Eine US-amerikanische Analyse in den Jahren 2013-2014 zeigte beispielsweise, dass die durchschnittliche tägliche Cholinaufnahme aus Lebensmitteln und Getränken bei erwachsenen Männern 403mg und bei Frauen 278mg betrug. Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis 19 Jahren kamen auf durchschnittlich 256mg täglich. Die empfohlene Aufnahmemengen hingegen sind 550mg für Männer, 400mg für Frauen und 200mg bis 550mg für Kinder und Jugendliche (je nach Alter und Geschlecht).

Dementsprechend sei es empfehlenswert eine Ernährungsberatung zu entwickeln, die diesem Bedarf an Cholin gerecht wird, ein Bewusstsein dafür schafft und letztendlich in der Bevölkerung die Aufnahme von Cholin bzw. cholinreichen Lebensmitteln fördert.1 2 3 4 5 6 7 8

Cholin-Bedarf in Abhängigkeit vom Alter und und der Lebensphase

Im Jahr 1998 veröffentlichte das Institute of Medicine des Food and Nutrition Boards (FNB) die nachfolgenden Empfehlungen für eine angemessene tägliche Aufnahme von Cholin. Diese Empfehlungen orientieren sich an den jeweiligen Altersabschnitt und das jeweilige Geschlecht.[84]

Empfohlene Aufnahmemengen an Cholin des Food and Nutrition Board (FNB) of the Institute of Medicine in den jeweiligen Lebensabschnitten (in mg pro Tag).
Lebensabschnitt Alter männlich weiblich
Säuglinge
0 – 6 Monate 125 125
7 – 12 Monate 150 150
Kinder
1 – 3 Jahre 200 200
4 – 8 Jahre 250 250
9 – 13 Jahre 375 375
Jugendliche
14 – 18 Jahre 550 400
Erwachsene
19 Jahre und älter 550 425
Schwangere
alle Altersstufen 450
Stillende
alle Altersstufen 550

Quelle: In Anlehnung an Food and Nutrition Board, Institute of Medicine (1998). Dietary reference intakes: thiamin, riboflavin, niacin, vitamin B-6, vitamin B-12, pantothenic acid, biotin, and choline. National Academy Press: 390-422.

Einflussfaktoren auf den Cholin-Bedarf

Um einen Cholinmangel zu vermeiden ist es bedeutend den alltäglichen Bedarf an Cholin zu decken. Dieser wird wiederum durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Als, die den Cholin-Bedarf beeinflussenden Faktoren stellten Sanders und Zeisel im Jahr 2007 die nachfolgenden Einflüsse fest.

Geschlecht und Lebensabschnitt:

Erhöhter Cholinbedarf, da Männer und postmenopausale Frauen häufiger Organfunktionsstörungen aufgrund eines Cholinmangels entwickeln.

Schwangerschaft:

Ebenfalls erhöhter Cholinbedarf, da Cholin während der Schwangerschaft wichtig ist für die Gehirnentwicklung des Fötus und die Erhaltung der Homocystein-Konzentrationen. Durch den Nährstoff-Transport von der Mutter zum Fötus kann zudem der mütterliche Plasma-Cholin-Spiegel erschöpft werden. Zudem haben die Plazenta und das Fruchtwasser einen hohen Cholingehalt (vermutlich zur Sicherstellung der Cholinversorgung des Fötus). Des Weiteren fanden Forscher heraus, dass niedrige Cholinwerte während der Schwangerschaft mit einer erhöhten Inzidenz von Neuralrohrdefekten in Verbindung stehen.

Stillzeit:

Die Muttermilch hat eine hohe Konzentration an Cholin, auch während der Stillzeit besteht ein erhöhter Cholinbedarf.

Klinischer Gesundheitszustand:

Bei einer parenteralen Ernährung ist der Cholinbedarf beispielsweise erhöht. Bis zu 84% der Patienten mit parenteraler Ernährung entwickeln laut Experten einen Cholinmangel, eine Fettleber sowie Leberschäden. Durch eine Cholinergänzung hingegen kann eine Fettleber bei vielen Patienten mit parenteraler Ernährung behandelt werden.

Versorgungszustand mit den Nährstoffen Folat, Vitamin B12 und Methionin:

Die Verstoffwechselung der Nährstoffe Cholin, Folat, Vitamin B12 und Methionin stehen in gegenseitiger Wechselbeziehung miteinander. Kommt es zu einer Unterversorgung oder Störungen bei der Verstoffwechselung des einen Nährstoffes, so setzen kompensatorische Veränderungen bei den anderen Nährstoffen ein. Beispielsweise führt ein Folatmangel zu einen erhöhten Bedarf an Cholin. Wird dieser erhöhte Cholinbedarf nicht ausreichend gedeckt, führt dies wiederum zu einem Cholinmangel.

Veranlagung (Gen Polymorphismen):

Durch die individuell unterschiedliche Veranlagung entwickeln bei einer cholinarmen Ernährung lediglich ca. 68% der Personen die für einen Cholinmangel charakteristischen Anzeichen von Organfunktionsstörungen. Dies bedeutet aber auch, dass die Veranlagung (individuellen Genpolymorphismen) das Risiko für einen Cholinmangel bei einigen Individuen erhöht. Demzufolge der Cholinbedarf bei einigen Personen auch höher als bei anderen Personen sein kann.[9]

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Quellen:

[1] Steven H. Zeisel und Kerry-Ann da Costa (2009): Choline: An Essential Nutrient for Public Health. Nutr Rev. 2009 Nov; 67(11): 615–623. doi: 10.1111/j.1753-4887.2009.00246.x
[2] Wikipedia-Autoren: Wikipedia-Eintrag zu Polymorphismus. Abgerufen auf: https://de.wikipedia.org/
[3] Linnea Mathies: Cholin. DocCheck Flexikon. Abgerufen auf https://flexikon.doccheck.com
[4] O.V.: Choline. Fact Sheet for Health Professionals. NIH National Institutes of Health. Office of Dietary Supplements. Abgerufen auf: https://ods.od.nih.gov/
[5] Institute of Medicine. Food and Nutrition Board. Dietary Reference Intakes: Thiamin, Riboflavin, Niacin, Vitamin B6, Folate, Vitamin B12, Pantothenic Acid, Biotin, and Choline. Washington, DC: National Academy Press; 1998.

[6] Pal I. Holm et al. (2003): Determination of choline, betaine, and dimethylglycine in plasma by a high-throughput method based on normal-phase chromatography-tandem mass-spectrometry. Clin Chem. 2003 Feb;49(2):286-94. doi: 10.1373/49.2.286.
[7] O.V. (1998): Dietary reference intakes: thiamin, riboflavin, niacin, vitamin B-6, vitamin B-12, pantothenic acid, biotin, and choline. Food and Nutrition Board, Institute of Medicine. National Academy Press: 390-422.
[8] O.V.: Cholin und Phosphatidylcholin (Lecithin). Deutsches Grünes Kreuz e.V. Abgerufen auf: https://dgk.de/gesundheit/mikronaehrstoffe/lexikon/weitere-biosubstanzen/cholin-und-phosphatidylcholin-lecithin.html
[9] Lisa M. Sanders und Steven H. Zeisel (2007): Choline: Dietary Requirements and Role in Brain Development. Nutr Today. 2007 ; 42(4): 181–186. doi:  10.1097/01.NT.0000286155.55343.fa

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